Mein Computer läuft und läuft, fast könnte man meinen, er wäre ein Jungspund. Sieht sehr gut aus, ich bin zufrieden.
Anders sieht es bei der Strickerei aus. Nichts Neues zu zeigen. Das geht eben alles nicht so schnell.
Darum erzähle ich euch heute einen Schwank aus meinem Leben:
Als ich noch sehr jung war (in vorehelicher Zeit war das), habe ich Schach gespielt. Da gab es in Salzburg ein Kaffeehaus, wo sich die Schachspieler getroffen haben und man zwanglos eine Partie spielen konnte, ohne gleich einem Club anzugehören. Dort habe ich mich häufig aufgehalten. Nun kann man auch sagen, ich habe nicht so schlecht Schach gespielt. Die Gegner waren hauptsächlich Herren von 40 aufwärts, ich war 19, also für meine damalige Wahrnehmung waren meine Gegner Herren im eher reiferen Alter, und es waren auch so manche lokale Größen darunter. Etliche waren im Gegensatz zu mir in Clubs organisiert und haben das alles mit einem gewissen Ernst betrieben. Oft genug habe ich gewonnen. Oft auch nicht, manche der reifen Herren waren wirklich zu stark für mich.
Wie das Leben so spielt, es hat sich einfach in eine andere Richtung entwickelt. Ich habe geheiratet, ein Kind bekommen, das Kaffeehaus hat zugesperrt (hoffentlich nicht wegen mir), und plötzlich hatte ich keine Schachpartner mehr. Seit dieser Zeit habe ich nicht mehr gespielt.
Im Zuge der Feierlichkeiten zu diesem ominösen Augustfesttag habe ich mich letzte Woche auch mit einem Uralt-Freund getroffen. Der ist seit vielen Jahren Mitglied in einem Schachclub. Die Spielstärke wird in diesem Sport in Punkten gemessen, hat er mir erklärt, und seine Punktezahl lässt auf eine nicht geringe Spielstärke schließen. In seinem Club unterrichtet er die Jugend, er bringt den Kindern das Schachspielen bei. Und weil er so ein begeisterter Spieler ist, hat er plötzlich aus seinem Auto ein Schachbrett geholt und vor mich hingestellt. Ein bisschen hat's mich wieder gepackt. Große Chancen habe ich mir nicht ausgerechnet, schließlich habe ich 25 Jahre nicht mehr gespielt, aber einfach so, nur zum Spaß, ausloten wo ich stehe, das hat mich dann doch interessiert. Die ersten Züge waren noch sehr holprig, aber dann hatte ich plötzlich wieder den Überblick. Schwer zu erklären, man darf sich nicht auf die einzelnen Figuren konzentrieren, man muss sich ein Gesamtbild der Lage machen. Sehr viel kommt es darauf an, die eigenen Figuren gut zu positionieren, um ihnen Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Gleichzeitig darf man aber zu keinem Zeitpunkt den König aus den Augen verlieren. Der muss unbedingt gedeckt sein.
Mein schachspielender Freund hat also wacker angegriffen, seine Figuren strategisch günstig platziert, alles sah sehr planmäßig aus, aber leider, er war sich seiner Sache zu sicher. Seinen König hat er sträflich vernachlässigt. Und als er mich eingekreist hatte mit allem, was er zu bieten hatte, habe ich ihn schachmatt gesetzt. Ich gehe davon aus, dass er mich unterschätzt hat. Was aber meine Genugtuung nicht geschmälert hat. Revanche gab es keine.
Das schizophrene Verhältnis zu Russland
vor 10 Stunden