Sonntag, 28. Februar 2010

Strickbericht

Diese Wochenenddienste gehen an die Substanz. Erschöpft bin ich. Nächste Woche wieder. Aber wenigstens morgen habe ich frei. Es bleibt so wenig Freizeit über, wenn man sechs Tage hintereinander Dienst hat, und auch die Qualität der Freizeit ist etwas eingeschränkt, wenn man am Ende der Woche nur mehr auf schmerzenden Füßen durch die Gegend wankt.
Wenigstens ein fertiges Stück kann ich euch zeigen.


Mein Resteverwertungstuch ist über die Ziellinie gestolpert. Von den Farben bin ich sehr angetan, abgesehen davon war es nicht sehr aufregend zu stricken, weil es am Anfang immer nur gleich dahingeht. Man beachte: Tageslicht!
Auch die anderen Projekte nehmen langsam Gestalt an. Meine Jacke steht kurz vor der Fertigstellung. Beim Sockenpaar habe ich gestern mit der zweiten Socke begonnen. Ein bisschen ratlos bin ich, weil ich einfach den gleichen Farbverlauf nicht mehr finden konnte. Habe abgewickelt und abgewickelt, dann kam einige Male ein sehr grelles Türkis, das bei der ersten Socke gar nicht vorgekommen ist. Ich hoffe, sie werden nicht zu verschieden, die beiden.

Mittwoch, 24. Februar 2010

David

Nichts Neues zu zeigen, nichts fertig geworden. Ich lese immer bei anderen, dass irgendwelche Sachen von den Nadeln gehüpft sind. Das stelle ich mir dann immer sehr bildhaft vor. Aber bei mir hüpfen die Sachen nicht, die ziehen sich eher wie Strudelteig und schleppen sich mit letzter Kraft in die Zielgerade. Dann fallen sie erschöpft von den Nadeln.
Und weil ich eben nichts Neues zu zeigen habe, gibt es heute eine kleine, unbedeutende Geschichte.
Meine Nachbarn unter mir sind vor einiger Zeit ausgezogen, eine Familie mit zwei Kindern, denen wohl der Platz zu knapp geworden ist. Kurz vor dem Umzug hat der Familienvater stolz verkündet, sie hätten jetzt die Wohnung verkauft, und zwar an einen jungen Finanzberater. Was immer das sein soll, keine Ahnung. Klingt irgendwie aufgeblasen. Auf jeden Fall war mein Ex-Nachbar voll des Lobes für diesen jungen Mann, der seiner Meinung nach hervorragend in unser Haus passen würde. Nun waren wir alle sehr gespannt auf den Neuen. Einige Zeit später sind dann zwei junge Männer in rostigen Autos vorgefahren, haben Bretter, Matratzen und sonstiges Zeug für einen Haushalt in die Wohnung getragen, große Aufregung war, es wurde gehämmert und gebohrt, und irgendwann stellte sich dann heraus, dass der junge Finanzberater die Wohnung weiter vermietet hatte. Nun habe ich eine Studenten-WG unter mir. Wahrscheinlich müssen sie teures Geld für ein Zimmerchen berappen, aber das ist nur ein Detail am Rande. Die WG besteht aus drei Personen. Ein Oberösterreicher, eine Ungarin, und dann gibt es noch einen Spanier. Sehr nette, friedfertige junge Leute. Manchmal hört man von unten einen Stabmixer, dann stelle ich mir immer vor, wie sie sich eine Bananenmilch mixen, manchmal hört man auch schwermütige spanische Weisen, manchmal hört man tiefgreifende Diskussionen, manchmal hört man gar nichts.
Alles nicht weiter weltbewegend. Allerdings hat der Spanier eine bemerkenswerte Eigenschaft. Er sieht aus wie Michelangelos David. Nicht ganz, das wäre jetzt geschwindelt, er hat eine andere Frisur und ist bekleidet, aber abgesehen davon ist die Ähnlichkeit wirklich bemerkenswert. Nicht nur mir ist das aufgefallen. Ich glaube, sämtliche Nachbarinnen haben das bemerkt. Wenn nun also der schöne Pablo das Haus verlässt, dann sieht man rundherum in den Fenstern, wie sich die Vorhänge plötzlich bewegen. Meine nicht, ich habe nämlich keine Vorhänge. Morgens im Bus treffe ich oft eine Nachbarin, und dann werde ich regelmäßig ausgefragt, was der schöne Pablo so treibt. Bananenmilch mixen, erkläre ich dann immer. Ungläubiges Staunen begegnet mir dann. Kurz und gut, Pablo ist ein kleiner Star und ahnt womöglich gar nichts von seinem Ruhm. Und da ich mir ziemlich sicher bin, dass meine Nachbarinnen hier nicht mitlesen, kann ich euch ja verraten, dass der schöne Pablo kurz vor Weihnachten in einen Zustand tiefsten Liebeskummers verfallen ist. Traurig, aber wahr. Und das werde ich meiner Nachbarin ganz sicher nicht erzählen.

Sonntag, 21. Februar 2010

Der Anfang ist gemacht

Muss schnell ein Beweisbild herzeigen, damit hier niemand glaubt, ich stricke nicht.

Das ist das Muster für das erste Paar Socken. Es sieht aus wie kleine Zöpfe, aber in Wirklichkeit sind es keine. Der Farbverlauf dieser Wolle gefällt mir sehr gut, es gibt keine abrupten Wechsel, das tut dem Muster gut.
Und noch eine wichtige Meldung gibt es: Die Sonne scheint!

Freitag, 19. Februar 2010

Wie Weihnachten

Post aus dem hohen Norden habe ich erhalten. Die liebe Antje aka Kuestensocke hat mir ein Päckchen geschickt. Da musste ich noch schnell das letzte bisschen Tageslicht ausnutzen und ein Foto machen. Schaut euch diese Pracht einmal an.


Antje hat nämlich einen genialen Plan ausgeheckt, der in etwa so aussieht, dass ich ihr Socken stricke, weil ich doch kaum Sockenopfer in meiner Verwandt- und Bekanntschaft habe und so gerne Socken stricke, während sie viel zu viele Sockenopfer hat. Ich freue mich schon so.
Dann waren noch ein paar Tees dabei, die ich bald testen werde, und mit dieser Wärmflasche hat es auch eine besondere Bewandtnis. In einem ihrer letzten Berichte war eine bestrickte Wärmflasche zu bewundern (hier), was mich zu der Bemerkung veranlasst hat, dass ich gar keine Wärmflasche habe. Dieser bedauernswerte Zustand ist hiermit auch geändert. Man ist ja immer wieder auf der Suche nach Dingen, die man stricken kann.
Die wunderschöne Karte mit den Mohnblumen drauf kommt auf dem Bild leider nicht so recht zur Geltung, aber man kann darauf gut erkennen, dass die Geschichte vom Sommer nicht nur ein Gerücht ist.
Vielen, vielen Dank!

Montag, 15. Februar 2010

Kultur

Ich kenne einen Mann, das englische Wort Gentleman wäre passend für ihn. Perser, seit vielen Jahren in Österreich, spricht hervorragend Deutsch mit einem leichten Akzent, sehr gewählte Ausdrucksweise. Die Worte, die er ausspricht, spricht er mit Bedacht, und für gewöhnlich haben sie genau die Bedeutung, die sie haben. Ich unterhalte mich gerne mit ihm.
Vor ein paar Tagen habe ich ihn wieder einmal getroffen. Er hat von seinen Kindern erzählt, die in Wien leben, und dass er bald Großvater wird, mit leichtem Bedauern, weil das Enkelkind dann so weit weg ist. Ein bisschen wehmütig hat er gewirkt.
Und dann - da gibt es jetzt keinen Zusammenhang mit den Kindern - hat er gemeint, früher wäre vieles besser gewesen. Er ist damals hierher gekommen wegen der Kultur, und nun muss er feststellen, dass wir Europäer unsere Kultur verlieren.
Der Blick von außen ermöglicht es manchmal, gewohnte Gedanken anders zu denken und Selstverständliches nicht mehr für selbstverständlich zu halten. Als er das Wort Kultur gesagt hat, war mein erster Gedanke, die Kunst, die Musik, die Literatur, die Architektur, das Theater. Doch dann habe ich den Gedanken weiter verfolgt und mich gefragt, was ist das eigentlich, die Kultur? Und bin zu dem Schluss gekommen, dass Kultur wesentlich mehr ist als Kunst, Musik, Literatur usw. Kultur ist all das, was über die bloße Bedürnisbefriedigung (essen, schlafen, ein Dach über dem Kopf) hinausgeht. Die Kunst ist davon nur ein kleiner Teil. Kultur ist die Art, wie wir unser Zusammenleben gestalten, Kultur ist die Art der Staatsform, Kultur ist es, wie wir mit unseren Kindern umgehen, wie wir uns zum Essen zusammenfinden, im Grunde ist alles Kultur.
So gesehen ist es unmöglich, Kultur zu verlieren. Aber die Qualität der Kultur kann sich ändern. Und das ist etwas, das sich tatsächlich geändert hat. Vielleicht ist das aber auch nur mein subjektives Empfinden, manche Dinge verlieren mit der Zeit einfach ihren Glanz. Was mir durch diese kleine Bemerkung vor Augen geführt wurde, ist, dass sich der Umgang der Menschen miteinander ganz wesentlich geändert hat. Sie sind härter geworden, sie setzen ihre Ellbogen mehr ein als früher, sicher auch bedingt dadurch, dass sich manche Rahmenbedingungen geändert haben. Es war ein schleichender Prozess, nicht so offensichtlich. Ich denke, dass das damit gemeint war, als er sagte, wir verlieren unsere Kultur. Trotzdem - seine Worte haben für gewöhnlich genau die Bedeutung, die die Worte eben haben. Das irritiert mich.

Freitag, 12. Februar 2010

Gerade noch jugendfreier Artikel

Der Alltag hat mich wieder, Urlaub vorbei, und als wäre das noch nicht genug, musste ich diese Woche Schreckliches in der Zeitung lesen. Einer amerikanischen Studie zufolge ist Bloggen nicht mehr sexy. Das liegt daran, dass die Blogger immer älter werden und kaum junge Leute nachkommen.
Aber hallo! Erstens: Was hat das mit dem Alter zu tun? Und zweitens: Gibt es da draußen ernsthaft Personen, die meinen, dass ein Strickblog nicht sexy ist? Oder wie ist das gemeint? Ich muss da jetzt wirklich widersprechen.


Jetzt schaut euch doch einmal mein Nadelkissen an, das ich gestern gehäkelt habe! Wenn das nicht sexy ist!
Der Grund, warum ich noch eines gemacht habe, ist, dass meine Tochter (die jünger ist als ich), als sie das erste Nadelkissen gesehen hat, sehr angetan war und auch eines haben wollte.

Dann gibt es noch eine Vorschau auf Zukünftiges. Da raune ich euch jetzt mit meiner verführerischsten Stimme ins Ohr, dass ich schon wieder ein Tuch angefangen habe, um davon abzulenken, dass die ultimative und flippigste und sexieste Tragevariante noch nicht gefunden ist.
Und die sinnlichen Wollberge, die bei mir eingezogen sind, zeige ich euch gar nicht erst, sonst wird es zu viel. Nicht dass mein Blog als nicht mehr jugendfrei eingestuft wird.

Montag, 8. Februar 2010

Krisengedanken

Kurz vor meinem Urlaub war ich mit meinem arbeitslosen Freund essen. Er hat voller Begeisterung von der Maßnahme berichtet, die ihm aufgebrummt worden ist. Der Name der Beratungsfirma ist egal, er lernt dort, sich blind zu bewerben und macht einen Computerkurs. Alles sehr sinnvoll, wie er findet. Ehrlich. Seit zwei Jahren ist er jetzt arbeitslos, intensiv auf der Suche und sehr arbeitswillig.
Letzte Woche geisterte dann eine Meldung durch die Medien, bei der normalerweise sämtliche Alarmglocken schrillen müssten. In Österreich sind zur Zeit 400000 Menschen arbeitslos. Das bei einer Bevölkerung von 8 Millionen Menschen.
Und wieder ein paar Tage später war dann eine Meldung in der Zeitung, bei der ich schlucken musste. Es gibt eine Branche, die der Krise trotzt und die sogar enorme Zuwachsraten verzeichnen kann. Die Beschäftigtenzahlen in dieser Branche sind gewaltig gestiegen, sie können nicht klagen. Bei dieser Branche handelt es sich um die Beraterfirmen. Diejenigen, welche Arbeitslosen beibringen, wie man in Worddateien seine Bewerbungsdaten einfüllt zum Beispiel. Diejenigen, welchen vom Arbeitsmarktservice die Kundschaft vermittelt wird, auf dass die Zahl der Arbeitslosen schrumpfen möge.
Ich habe dann so gegrübelt über die geheime Logik dieser Tatsache und bin dann zu dem Schluss gekommen, dass diese Branche eigentlich gar kein Interesse an sinkenden Arbeitslosenzahlen haben kann. Die Arbeitslosen sind ihre eigene Existenzberechtigung. Was täten sie, gäbe es plötzlich keine Arbeitslosen mehr?
Vielleicht erliege ich da aber auch einem Trugschluss. Über heftigen Widerspruch würde ich mich jetzt direkt freuen. Da wäre mir wohler.

Söckchen

Eine Erfolgsmeldung gibt es heute.

Socken sind fertig geworden. Nicht wirklich weltbewegend, findet meine Katze, aber mir gefallen sie gut.

Und noch ein Bild vom Muster. Harris Tweed Socks bei Ravelry.

Samstag, 6. Februar 2010

Lebe noch

Nicht viel los war hier in den letzten Tagen. Irgendwie war nicht so recht Zeit für den Blog. Meine Tochter war zu Besuch da, gestern Familienessen im Wirtshaus (Ravioli gefüllt mit Spinat und Ricotta muss ich auch einmal machen - so gut!), und ansonsten war einfach die Zeit knapp. Aber heute ein kleines Lebenszeichen.


Schnee von gestern ist hier zu sehen. Der schneebefüllte Graben ist im Sommer ein "reißendes" Rinnsal mit dem Namen Höllbach. Heute Regen, die Schnemassen schrumpfen vor sich hin, was mich gar nicht weiter stört und wovon ich hoffe, dass diese Tendenz anhält.
Gestrickt habe ich auch, dafür ist meistens Zeit.

Hier der aktuelle Stand bei meiner Strickjacke. Besonders schnell geht das nicht mit dieser dünnen Wolle, außerdem soll es eine lange Jacke werden.

Dienstag, 2. Februar 2010

Nadelparade - Bilderserie

Ich habe mich bemüht, die Strickzeit etwas zu verlängern, trotzdem war dieses Mützchen doch sehr schnell fertig.

Einmal von vorne. Nachempfunden ist es diesen Schimützen, die vorne einen Schlitz zum Rausschauen haben.

Sehr genial finde ich auch, dass man, wenn man das Handy umdreht, eine versteckte Kamera hat. Dort wo der Finger ist, steht der Firmenname.

Und ganz besonders stolz bin ich auf diese kunstvolle Stickerei.

Noch einmal von hinten. Ihr müsst mir jetzt nicht gleich einen Preis verleihen (aber nett wäre es schon)

Montag, 1. Februar 2010

Nadelparade Februar

So, es geht los. Gestern Abend hat Claudia das Monatsthema bekanntgegeben.

Die Aufgabe für Februar lautet, eine Handyhülle in Form einer Mütze zu stricken. Freundliche Frühlingsfarben soll sie haben, damit man sich schon ein bisschen auf den Frühling freuen kann.

Da habe ich gestern noch in meinem Restedepot gewühlt (da gibt es Wolle, von der ich keine Ahnung hatte, dass ich sie überhaupt habe) und einiges zutage gefördert. Diese Frühlingsblümchenfarben würden mir zum Beispiel gut gefallen.

Oder vielleicht doch ein zartes Frühlingsgrün? Ich kann mich nicht entscheiden.
Falls noch jemand mitmachen will - hier kann man sich noch anmelden.