Mittwoch, 24. Februar 2010

David

Nichts Neues zu zeigen, nichts fertig geworden. Ich lese immer bei anderen, dass irgendwelche Sachen von den Nadeln gehüpft sind. Das stelle ich mir dann immer sehr bildhaft vor. Aber bei mir hüpfen die Sachen nicht, die ziehen sich eher wie Strudelteig und schleppen sich mit letzter Kraft in die Zielgerade. Dann fallen sie erschöpft von den Nadeln.
Und weil ich eben nichts Neues zu zeigen habe, gibt es heute eine kleine, unbedeutende Geschichte.
Meine Nachbarn unter mir sind vor einiger Zeit ausgezogen, eine Familie mit zwei Kindern, denen wohl der Platz zu knapp geworden ist. Kurz vor dem Umzug hat der Familienvater stolz verkündet, sie hätten jetzt die Wohnung verkauft, und zwar an einen jungen Finanzberater. Was immer das sein soll, keine Ahnung. Klingt irgendwie aufgeblasen. Auf jeden Fall war mein Ex-Nachbar voll des Lobes für diesen jungen Mann, der seiner Meinung nach hervorragend in unser Haus passen würde. Nun waren wir alle sehr gespannt auf den Neuen. Einige Zeit später sind dann zwei junge Männer in rostigen Autos vorgefahren, haben Bretter, Matratzen und sonstiges Zeug für einen Haushalt in die Wohnung getragen, große Aufregung war, es wurde gehämmert und gebohrt, und irgendwann stellte sich dann heraus, dass der junge Finanzberater die Wohnung weiter vermietet hatte. Nun habe ich eine Studenten-WG unter mir. Wahrscheinlich müssen sie teures Geld für ein Zimmerchen berappen, aber das ist nur ein Detail am Rande. Die WG besteht aus drei Personen. Ein Oberösterreicher, eine Ungarin, und dann gibt es noch einen Spanier. Sehr nette, friedfertige junge Leute. Manchmal hört man von unten einen Stabmixer, dann stelle ich mir immer vor, wie sie sich eine Bananenmilch mixen, manchmal hört man auch schwermütige spanische Weisen, manchmal hört man tiefgreifende Diskussionen, manchmal hört man gar nichts.
Alles nicht weiter weltbewegend. Allerdings hat der Spanier eine bemerkenswerte Eigenschaft. Er sieht aus wie Michelangelos David. Nicht ganz, das wäre jetzt geschwindelt, er hat eine andere Frisur und ist bekleidet, aber abgesehen davon ist die Ähnlichkeit wirklich bemerkenswert. Nicht nur mir ist das aufgefallen. Ich glaube, sämtliche Nachbarinnen haben das bemerkt. Wenn nun also der schöne Pablo das Haus verlässt, dann sieht man rundherum in den Fenstern, wie sich die Vorhänge plötzlich bewegen. Meine nicht, ich habe nämlich keine Vorhänge. Morgens im Bus treffe ich oft eine Nachbarin, und dann werde ich regelmäßig ausgefragt, was der schöne Pablo so treibt. Bananenmilch mixen, erkläre ich dann immer. Ungläubiges Staunen begegnet mir dann. Kurz und gut, Pablo ist ein kleiner Star und ahnt womöglich gar nichts von seinem Ruhm. Und da ich mir ziemlich sicher bin, dass meine Nachbarinnen hier nicht mitlesen, kann ich euch ja verraten, dass der schöne Pablo kurz vor Weihnachten in einen Zustand tiefsten Liebeskummers verfallen ist. Traurig, aber wahr. Und das werde ich meiner Nachbarin ganz sicher nicht erzählen.

18 Kommentare:

  1. Eine köstliche Geschichte, danke und liebe Grüsse Gabi

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  2. He he, was neue Nachbarn so bewirken können :o)
    Liebe Grüße, Coco

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  3. Hach immer wieder schön bei Dir zu lesen. Ist wirklich nett, dass in Eurem Haus eine männliche Schönheit wohnt, kann mir vorstellen, dass das an manchen Tagen die Laune hebt.... z.B. imemr dann wenn frau denkt die Stricksachen kriechen erschöpft von der Nadel und hüpfen eben nicht mal eben beschwingt herunter. Meine Stricksachen sind ebenfalls nicht von der Hüpf-Fraktion sondern eher Vertreter der Kriechliga :-) kein Wunder wenn frau um 22 Uhr immer noch im Büro an der Arbeit sitzt, werden heute wohl nicht mehr viele Maschen gestrickt. LG Kuestensocke

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  4. das war eine schöne geschichte, sozusagen eine gute nacht-geschichte, lach! und super auch, daß keine lärmenden rüpel unter dir wohnen, ich habe mir alles bildlich vorgestellt, auch das mixen der bananenmilch, ich hoffe, es gibt auch eine fortsetzung! etwas schadenfroh habe ich zur kenntnis genommen, daß "auch ein mann" liebeskummer hat, grins!!! liebe grüße

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  5. Also ich hoffe, dass die Pablo-Story ein Fortsetzungs-Blog-Roman wird. Ich habe nur sehr merkwürdige, muffelige Nachbarn, die auch noch höchst langweilig aussehen...... schade!
    So eine Bananenmilch-Junkie-WG ist da erheblich spannender. ;-) :-)
    LG steffi

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  6. Un bei mir, oh mein Gott da wohnen nur im Vergleich, nicht so ästethische Menschen. Mein männlicher Nachbar von nebenan, ist meistens immer volltrunken, und schläft dann vor meine Tür seinen Rausch aus, da er seine nicht mehr gefunden hat. Der der über mir wohnt, hat eine Freundin, und wenn die dann loslegen, muss mich mein TV auf volle Lautstärke stellen, da ich sonst das histerische Geschrei seiner Freundin im Eifer des Gefechts, mithören muss, das wirklich kein Genuss ist. Und sonst sind sehr liebe alte Menschen bei mir im Haus, aber ne Schönheit nein, das Glück habe ich leider nicht.....
    Trotzdem deine Geschichte finde ich wirklich schön....und natürlich auch sehr vorgetragen...

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  7. Hallöchen,

    mal wieder eine richtig tolle Geschichte von mir. Kann mir diesen Pablo richitg vorstellen... Aber ist doch auch schön zu sehen, wie die Nachbarschaft so aufblüht, oder? Und du selbst kannst ganz entspannt zusehen. ;-)
    Liebe Grüße,

    Steffi

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  8. Und die wichtige Information: Pablo ist - im Gegensatz zu David - bekleidet...:-)
    Wahnsinnig komisch!
    Und die "jungen Leute" sind eben doch viel besser als ihr Ruf. Der Finanzberater hat sich hingegen selbst offenbar ganz gut beraten! Grüße! und zeig ruhig auch mal was halbfertiges... :-)

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  9. Sehr schön! Da habt Ihr junges Leben im Haus, und die Leute haben Gesprächsstoff. Du wirst Dich wohl mit den Studenten befreunden und - wie ich lese, über alle Intimitäten Stillschweigen bewahren. Lach!
    Liebe Grüße
    Joachim

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  10. Liebe Margot!

    Neue Nachbarn bringen immer frischen Wind ins Haus, und...wenn es zudem ein schmucker Spanier ist, umso besser. So belebt er wenigstens die eingemotteten Frauenherzen vor Ort!

    Einen lieben Gruß von Alicia

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  11. Liebe Margot,

    schön, mal ein Post zu lesen, wo nicht gerade etwas fertig geworden ist (ich geb´s ja zu, bei mir sind es meist solche). Aber dafür gehen nicht solche zwischenmenschlichen Geschichten bei mir vor sich. Man paßt aber auch nicht so auf, was um einen herum so los ist.
    LG
    Sabine

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  12. Liebe Margot, ich mag auf deine kleinen Geschichten nicht mehr verzichten. Du bist so eine gute Beobachterin deiner Umgebung.
    Ich stell mir grad vor,wie alle am Fenster stehen, wenn Pablo das Haus verlässt. Es erinnert mich an den Cola light Mann.

    LG Britta :-)

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  13. Wohw und was kommen mir für Bilder dabei hihi-Richard Gere - der Film "Untreu" diese Pablo`s dachte ich (schmunzel) gibt es nur in Filmen..dann auch ein Student..kein Wunder das sich die Vorhänge bewegen. gg*..lg Manuela
    P.S. Schönes Wochenende mit flott weg weg weg tauendem Schnee..lg Manu*

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  14. Spanisches und ungarisches Temperament in der Art konzentriert kann nicht nur interessant, sondern sicherlich auch zwischenmenschlich sehr "förderlich" sein. Aber wie passt da ein "Oberösterreicher" mit rein? Ist das etwa eine Art Gegenpol zu zu viel Temperament? ;-) Und das du keine Gardinen hast.... nun darüber wundere ich mich nun nicht. ;-) Deine Fensterscheiben sind sicherlich auch immer "fein" aufs "durchlässigste" GEWIENERT? :-) :-) Aber wir haben auch keine entsprechende "Sichtbehinderung" in Form von Vorhängen an den Fenstern. Ich muss doch genau wissen was draussen vor dem Haus vor sich geht. ;-) :-) :-)
    Immer noch Lust und Interesse Socken mässig meine Füsse zu erfreuen? ;-) Ich warne dich. Ich lebe auf "grossem" Fuss, wenn man bei Grösse 46 davon reden kann. ;-)
    Natürlich komme ich für entsprechende Unkosten in vollem Umfang auf. ;-)
    Dir und deiner "globalen" WG unten noch ein schönes WE. :-)

    LG rolf

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  15. Gabi, freut mich, wenn's dir gefallen hat!
    Coco, vor allem was da immer gleich getratscht wird! Dass Menschen so neugierig sein können!
    Antje, bin fast erleichtert, wenn andere auch bei der Kriechfraktion sind. Manchmal frage ich mich wirklich, wie die Hüpferei funktionieren soll. Selbst wenn ich alle anderen Freizeitaktivitäten aufgeben würde, hüpfen ist nicht drin, da fehlt die Zeit.
    Angie, bin schon froh, dass ich keine lärmenden Rüpel im Haus habe. Aber wenn die sonst nichts tun außer Bananenmilch mixen, kann ich nicht dafür garantieren, dass es eine Fortsetzng gibt.
    Steffi in Bayern, bis jetzt tut sich einfach nichts Aufregendes. Gestern war wieder Bananenmilch dran, das war's dann auch schon. Falls etwas Spannendes passiert, werde ich berichten.
    Projektmanagerin, es war mir einfach wichtig, darauf hinzuweisen, dass er bekleidet ist, damit hier niemand auf falsche Gedanken kommt...
    Joachim, man muss nicht alle Intimitäten ausplaudern, das ist schon richtig. Nur die Harmlosen.
    Alicia, vielleicht liegt es ja auch am Frühling, oder an der Kombination Frühling und Vollmond, manche Leute fängt es da an zu jucken. Aber natürlich sieht man lieber einen schmucken Spanier als King Kong zum Beispiel.
    Sabine, wenn ich nur über fertige Sachen schreiben würde, da gäbe es hier sehr wenig zu lesen. Zumal meine Strickzeit eher begrenzt ist.
    Britta, das ist wirklich fast so wie in der Werbung...
    Manuela, ich lass dich da jetzt einfach schwelgen in den Bildern und wünsche dir viel Freude damit.
    Rolf, dass ich keine Gardinen habe, das ist auch so ein bisschen ausgleichende Gerechtigkeit. Sag's nicht weiter, aber ich schaue gerne anderen Leuten beim Fenster rein, dann denke ich mir, vielleicht tun andere Leute das auch gern. Deine Größe 46 schreckt mich nicht. Wenn du Zeit und Geduld hast (Jetzt sind einmal drei Sockenpaare für Antje dran), mach ich das gerne. Bis zum nächsten Winter dauert es sowieso noch.
    Liebe Grüße euch allen von Margot

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  16. Ups, habÄs mir doch gedacht, dass ich jemanden übersehen habe. Das kommt davon, wenn man hier zwei Steffis hat.
    Sonja, auf den Typen, der seinen Rausch ausschläft, könnte ich auch verzichten. Die zwei über dir stelle ich mir wieder eher lustig vor. Solche hatte ich auch einmal im Haus. Ich sag' nur eins: Badewanne. Wasserrohre, die durchs ganze Haus laufen. Da hört man alles.
    Und last but not least, Steffi aus Frankfurt, solche Szenen finde ich immer wieder schön zu beobachten. Filmreif!
    Auch euch beiden ganz liebe Grüße!

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  17. Und selbst die Harmlosen bauschen manche mächtig auf. Lach!
    Liebe Grüße
    Joachim

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  18. Was wäre die Welt ohne Klatsch und Tratsch!

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Ich freue mich, dass ihr bis hierher gelesen habt und freue mich noch mehr, wenn ihr eure Meinung dazu sagt.