Freitag, 19. März 2010

Zwiespalt

Ein Mann, den ich schon lange kenne/kannte, ist vorige Woche schon mit dem Auto tödlich verunglückt. Er war viel zu schnell unterwegs und hat ein anderes Auto frontal gerammt. So kam es, dass er auch noch eine junge Frau, die zufällig gerade da war, mit in den Tod gerissen hat.
Seine Frau, die jetzt Witwe ist, war sehr gefasst. Sie meinte, sie schafft es nicht so recht, traurig zu sein. Sein Leben lang hat er sie betrogen, ihren Kindern war er auch kein guter Vater, es fehlte gerade noch, dass sie sagte, gut dass er weg ist.
Hätte ich ihn nicht gekannt, so würden mir jetzt wahrscheinlich alle möglichen Schimpfwörter und Flüche über die Lippen kommen. Idiot wäre noch das Harmloseste, das ich ihn nennen würde. Aber ich habe ihn gekannt. Jetzt sitze ich da mit sehr zwiespältigen Gefühlen, und die Schimpfwörter wollen nicht so recht aus meinem Mund heraus.

13 Kommentare:

  1. Du wirst sicherlich seinen Tod danach empfinden, wie du ihn erlebt hast. Das wird sicherlich anders sein als bei seiner Frau. Tragisch ist wohl jeder Tod, wenn er gewaltsam kommt.
    Liebe Grüße
    Joachim

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  2. Du darfst ruhig ein wenig traurig sein, wenn Dir danach ist... für seine "schlimmen" Taten bist Du nicht verantwortlich und Du mußt Dich deswegen auch nicht schämen, wenn Du um ihn trauerst... denn ich glaube nicht, daß er sich den Tod verdiente...

    Familienmitglieder trauern immer anders (und über den Verstorbenen schimpfen ist auch eine Art von Trauer).

    Und Du mußt Dir auch keine Gedanken machen, wenn Dir der Tod dieses Menschen nicht so nahe geht... ich denke auch, daß es darauf ankommt, wie man zu dem Verstorbenen gestanden ist, wie man ihn erlebt hat. Manchmal kann einem der Tod eines Freundes mehr treffen wie der Tod eines Familienmitgliedes...

    LG claud

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  3. ach, margot, grüble nicht ewig, kannst es eh nicht ändern! sicherlich ist es seltsam, wenn jemand stirbt, den man kannte, ob das ein nachbar ist oder ein sänger oder schauspieler, den man sein leben lang sehr mochte!
    betroffen macht mich eher die aussage seiner frau, für die muß es wohl wirklich so eine art "befreiungsschlag" sein, als außenstehender kanntest du ihn als freundlichen menschen, aber was mag wohl zu hause abgegangen sein, daß weiß nur sie allein. aber ob hier der satz "ende gut, alles gut" paßt?
    mach dir einen schönen abend und sei froh, daß du deinen frieden hast, sowas wird einem dann manchmal erst richtig bewußt, daß es einem doch wirklich gut geht liebe grüße

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  4. Weiss du liebe Margot, es kann auch sein, dass seine Frau sich so äussert, weil sie die Trauer nicht zulassen will, und somit für sie einfacherer ist, es zu verarbeiten. Aerger überwiegt gerne die Trauer, und kann ihr helfen, besser damit umzugehen. Aber das können wir nicht wissen, wir stecken nicht in ihr drin. Aber du sollst deine Gefühle los lassen, und nicht darüber nachdenken wie sie ihn gekannt hat, sondern wie du ihn gekannt hast.

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  5. Du hattest halt ein anders Bild von ihm als seine Frau. Sorry, das klingt jetzt vielleicht hart, aber wenn das Leben mit diesem Mann so schlecht war, wieso ist sie an seiner Seite geblieben, das ist heutzutage doch wirklich nicht mehr nötig. Na egal, jeder muss wissen, wie er sein Leben gestalten möchte.
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
    Coco

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  6. Hallo Margot,
    schlimm was da passiert ist, dass der Mann und noch eine junge Frau sterben musste.
    Du kanntest diesen Mann von einer ganz anderen Seite als seine Frau. Ich meine, deswegen sollst Du Deine Sichtweise behalten. Sie hat es bestimmt jetzt nicht leicht, kann schon sein, dass sie auf diese Art den Verlust aufarbeitet. Es ist vielleicht schwer, ihre negativen Empfindungen und Meinung zu akzeptieren, ohne sie plötzlich abzulehnen. Nimm vielleicht erstmal ein bisschen Abstand, für eine gewisse Zeit abwarten.
    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
    Xammi

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  7. Die Aussage seiner Witwe hat dich sicher verunsichert. Und dann ist da ja noch die Piätät, die man immer eingeschärft bekommt. Mach dir nichts draus und gib dir Zeit, deine Gedanken zu sortieren. Dann kommen die für dich richtigen Worte von ganz allein aus deinem Mund.

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  8. Ich keinen deinen Zwiespalt sehr gut verstehen. Gib der Trauer ihren Raum, wenn sie überwiegt. Die Aussage seiner Frau finde ich auch viel befremdlicher. Und natürlich tut es mir extrem leid für das Leid der Familienangehörigen der getöteten Frau.

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  9. Ich find hier gar nichts befremdlich. Gefühle lassen sich eben nicht fein säuberlich in Kistchen sortieren. Und ehrlich gesagt, ich kenne einige Leute die ich sehr mag und schätze, und die sich trotzdem in gewissen Situationen/gewissen Menschen gegenüber wie ein A***loch verhalten. Ich kann das sehen, mich darüber ärgern, und sie trotzdem gernhaben.
    Und was seine Frau denkt - ist ihre Sache und aus ihrer Sicht sicherlich auch richtig. Es läuft halt wider unsere Erwartungshaltung, eine Witwe hat gefälligst zu trauern oder sich rechtzeitig scheiden zu lassen. Aber so einfach ist das eben nicht.
    Wichtig beim Trauern ist doch, dass überhaupt Gefühle im Spiel sind. Gleichgültigkeit, das wäre komisch.

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  10. Liebe Margot, Dein Verlust tut mir sehr leid. Bei der Trauer geht es meist um das was jeder Hinterbliebene verloren hat. Sicher erleidet die Ehefrau einen anderen Verlust als Freunde, jeder erlebte den Menschen anders und/oder in einer anderen Rolle. Manche sind nach einem Todesfall sehr wütend, fühlen sich um die Zukunft betrogen und erst einige Zeit später sind sie sehr traurig. Es kann sein, dass die schlimmste Zeit für die Witwe noch kommt und dann tun ihr Bekannte des Verstorbenen gut, die ihn von einer anderen Seite kannten, so wie Du. Sei traurig, sei wütend, und lasse Dich möglichst von den Lebenseinsichten der anderen Betroffenen wenig beeinflussen. Jeder hat seinen Weg mit dem Tod umzugehen. Meine Anteilnahme gilt auch den Hinterbliebenen der jungen Frau, die bei dem Unfall getötet wurde. Handelt es sich bei Deinem verstorbenen Bekannten um jenen, über dessen rasanten Fahrstil Du hier schon geschrieben hast? Ein Unfall ist immer schlimm, diese Plötzlichkeit der massiven Geschehnisse ist sehr schwer zu akzeptieren. LG Antje

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  11. Joachim, er war schon ein älterer Herr, andere sterben früher eines natürlichen Todes, trotzdem empfindet man einen gewaltsamen Tod immer als unnatürlich.
    Claud, für die Taten anderer schäme ich mich selten. Ich denke auch, dass die Reaktion der Witwe ihre Art ist, damit fertigzuwerden. Der Schmerz wird ihr wohl dennoch nicht erspart bleiben.
    Angie, ich war einfach so verblüfft, als ich diese Aussage gehört habe, das war etwas, das ich mir einfach nicht vorstellen konnte, weil sie davor immer die heile Familie dargestellt haben.
    Sonja, als ich diesen Satz von der Witwe gehört habe, meine erste Reaktion war, dass ich lachen musste. Sehr unpassend. Das war so eine Situation, wo man erst eine Mitteilung bekommt, mit der man überhaupt nicht rechnet, und dann kommt hintennach noch eine Mitteilung, mit der man noch viel weniger rechnet.
    Coco, ich denke, dass sie einfach den richtigen Moment für den Absprung verpasst hat. Sie waren sehr lange verheiratet, für manche Leute ist eine Scheidung auch heute noch etwas, das absolut nicht in Frage kommt.
    Xammi, am schlimmstn an der ganzen Geschichte finde ich persönlich, dass eine unbeteiligte junge Frau sterben musste. Für ihre Angehörigen ist das sicher am schwersten zu verstehen. Schicksal, sagen manche, ungerecht, denke ich.
    Ghost, es ist nicht so, dass ich jetzt sehr leide. Nachdenklich trifft es eher.
    Thora, die Angehörigen der jngen Frau tun mir am meisten leid.
    Projektmanagerin, so ist das wohl. Ich kenne einige Leute und mag sie auch, die alles andere als große Vorbilder sind. Manchmal möchte man ihnen am liebsten einen Tritt geben, und trotzdem mag ich sie. Es ist auch ein tröstlicher Gedanke, dass Menschen eben nicht perfekt sind.
    Antje, nein, der Bekannte mit dem rasanten Fahrstil war es nicht.
    Vielen Dank euch allen für eure Worte und liebe Grüße von Margot

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  12. Mhh ja, ich denke das man zuerst mal geschockt ist, das da jemand verunglückt ist den man kannte und auch wenn der Mann wohl nicht gerade ein netter Zeitgenosse war, wünscht man ja niemandem was schlimmes, auch wenn man sich so manches Mal über die Person geärgert hat, meint man es ja doch nicht so wenn man die Person zum Teufel wünscht, lieber Gruß regina

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  13. So unnett war er gar nicht, bei uns nennt man so einen Hallodri. Beim Begräbnis waren sehr viele Menschen, und die Witwe war dann doch nicht so cool, wie es erst den Anschein hatte.
    Am meisten tut es mir immer noch für die junge Frau leid, die gestorben ist.
    Liebe Grüße von Margot

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Ich freue mich, dass ihr bis hierher gelesen habt und freue mich noch mehr, wenn ihr eure Meinung dazu sagt.