Samstag, 3. Oktober 2009

Männerspielzeug

Diese Woche war ich einmal mit einem Freund essen. Das ist nicht weiter weltbewegend, es war ein schöner Abend mit netten Gesprächen und hat mir Freude gemacht. Begonnen hat es damit, dass er mich am Abend von der Arbeit abgeholt und einfach in ein Restaurant entführt hat.
Die heutige Geschichte hat ein anderes Thema. Ich frage mich nämlich schon länger, wie es kommt, dass völlig normale Menschen, die im Alltag freundlich und intelligent sind, sich in gefährliche Bestien verwandeln, sobald sie sich hinter das Steuer eines Autos setzen. Besagter Freund (den ich sehr schätze, das möchte ich betonen) ist so ein Mensch.
Normalerweise, wenn ich bei jemandem ins Auto einsteige, ist die Reihenfolge so, dass ich erst einmal die Autotüre zumache und mich dann angurte. Wenn ich bei ihm einsteige, ist die Reihenfolge genau umgekehrt. Ich fürchte mich, sobald er sein Gefährt in Bewegung setzt, und das mit gutem Grund. Das jetzige Auto hat er noch nicht sehr lange, das Vorgängermodell hat er auf der Autobahn in den Graben gelenkt, wobei er sich überschlagen hat und wie durch ein Wunder unverletzt geblieben ist. Sein Glück war es, dass an dieser Stelle noch keine Lärmschutzwand vorhanden war, wie sie jetzt überall errichtet werden. Wenige Monate davor hatte er an einer Kreuzung in der Stadt einen Unfall, der wegen des geringen Tempos glimpflich verlaufen ist. Jedes Mal, wenn ich mit ihm mitfahre, sind irgendwelche Szenen, bei denen ich mich am liebsten weit weg beamen würde. Diesmal war es nur die Kollision mit einem Randstein, als er einem entgegenkommenden Wagen ausweichen wollte. Aber es hat auch schon Situtationen gegeben, in denen er mitten in einer unübersichtlichen Kurve, in der er mit Sicherheit den Gegenverkehr nicht abschätzen konnte, einen langen Lastwagen überholen musste, begleitet von Geschimpfe: "Der Stinker hält den ganzen Verkehr auf, dem werde ich es zeigen!" Und wenn die Aktion vorbei ist und ich gerade noch einmal dem Herztod entronnen bin, kommt hämisches Gelächter, weil er bewiesen hat, dass er der Herrscher der Landstraße ist. Oder er sieht, dass vor ihm gerade ein Bus aus der Haltestelle fährt, beschleunigt hupend und schreit: "Du wirst mir meine Vorfahrt nicht nehmen!" Und natürlich fehlt ihm jegliche Einsicht, dass nicht die anderen Verkehrsteilnehmer sich falsch verhalten, sondern er. Ständig sind solche Situationen, bei denen ich mich weit weg wünsche und bei denen ich mir denke, es wäre besser, wenn er sich nicht hinters Steuer setzen würde, weil er gemeingefährlich ist.
Dazu kommt, dass er ein leidenschaftlicher Autofahrer ist. Sämtliche Wege werden mit dem Auto erledigt, und wenn er nur zum Supermarkt fährt, der 100 m entfernt ist. Immer wieder versuche ich ihm nahezulegen, doch weniger mit dem Auto zu fahren. Dann nickt er verständnisvoll und sagt, es wäre wirklich besser, um dann wieder sämtliche Strecken motorisiert zurückzulegen. Jetzt lautet meine Theorie, dass in seinem Fall das Auto etwas mit seinem männlichen Selbstwertgefühl zu tun hat. Für manche Leute ist das Auto einfach ein Mittel zum Zweck, er braucht es, um sich selbst etwas zu beweisen. Kann natürlich auch sein, dass ich mich täusche.
Naja, wie dem auch sei, diesmal habe ich überlebt. Darüber bin ich sehr froh.

16 Kommentare:

  1. Auweia.... gerade das mit dem Bus kann mal böse ausgehen. Dann bleibt nur zu hoffen, dass er mal so einen Unfall hat, der ihm in irgendeiner Weise Einsicht beschert. Ich meine, es muss ja keinem was ernsthaftes passieren. Aber irgendwie son Aha- oder besser Oho-Erlebnis.

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  2. Ich weiß genau, wer in meinem Freundeskreis so einer ist und bei denen fahre ich schon gar nicht mehr mit. Ich bin ja so oder so immer ein bisschen panisch beim Autfahren und denke, es passiert sonstwas. Das tue ich dann weder mir noch dem Fahrer an, der meine Angst dann immer sehr deutlich zu spüren bekommt ;)

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  3. Lass doch mal ein Diktiergerät unauffällig mitlaufen und spiel ihm das dann mit liebevollem Lächeln bei einem lecker Glas Wein vor....
    bussi
    mo

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  4. Solche Autofahrer sind die Ursache für viele Unfälle. Sie sollten sich einen Boxsack kaufen und damit ihre Aggressionen abbauen. Ich bin eher ein gemächlicher Autofahrer. Ich hänge mich auf der Autobahn schon mal hinter einen Laster und trotte dem hinterher. Sollen die Andere rasen. Es macht maximal 5 Minuten Zeitersparnis aus, die mit höherem Spritverbrauch und mehr Stress einher gehen.

    Dir nen schönen Samstag!

    LG Jürgen

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  5. Oh oh das hört sich ja garnicht gut an....solche Menschen sollten echt keinen Führerschein haben.
    Ich kenne bzw. kannte so jemnden aus meinem Bekanntenkreis. Er war mal ganz stolz darauf das er mit Restalkohol im Blut, Auto gefahren ist und dann in einer langgezogenen Kurve auf die Gegenfahrbahn gekommen ist.
    Ich war fassungslos, als er mir seine "Heldetat" stolz erzählte.
    Sorry, aber da sind bei mir echt die Lampen ausgegenagen und ich sagte ihm, nicht gerade freudliche, was er doch für ein Idiot ist, er soll mal daran denken wenn Gegenverkehr gewesen wäre und er jemende totgefahren hätte, ob er dann auch noch stolz gewesen wäre.Darauf schaute er mich an grinste und sagte ganz cool: Und ist doch nichts passiert.
    Darauf sagte ich ihm: Wenn es zu einem Unfall gekommen wäre, hättest du so schwer verletz werden müssen, das du dein lebenlang im Rollstuhl verbringen müsstest, damit du ein ganzes Leben was von deiner Doofheit hast.
    War vielleicht nicht ganz nett von mir, ihm sowas an den Kopf zu knallen, aber er hat mich so wütend gemacht mit die Angeberei.
    Naja, auf jeden Fall wurden dann seine Besuche immer weniger, bis er sich garnicht mehr blicken ließ.
    LG
    Annette

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  6. Hallo Margot,
    zu so einem Typ solltest du wirklich nicht mehr ins Auto steigen, wenn dir dein Leben lieb ist...Und ich denke, wie einer Auto fährt, so ist sein Charakter, da entpuppt er sich...die ganze Rücksichtslosigkeit und Gedankenlosigkeit kommt raus.
    LG

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  7. Oje Margot, ich kann gut verstehen das Du bei so einem Fahrer schon immer von vorn herein, beim einsteigen, alles andere als ein Gutes Gefühl hast, vor allem ja auch, weil er ja wohl stark Unfallgefährdet ist. Selbstwertgefühl, ja da kann es was mit zu tun haben, ich kenne da wen, der zahlt im Monat 500 Teuronen zu einem Leasingvertrag für einen Firmenwagen freiwillig dazu, nur um einen Mercedes fahren zu können, normal least seine Firma Passat, lieber Gruß Regina

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  8. Au weia! Was mir dazu nur einfällt: mangelnde Verkehrszuverlässigkeit.
    Gefährlich! Weil irgendwann geht`s nimmer glimpflich aus..

    LG Elena

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  9. Margot, ich bin froh das Du heile wieder nachhause gekommen bist. Bist ja echt Lebensmüde bei so jemanden ins Auto zu steigen :o)
    Wünsche Dir ein schönes Wochenende

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  10. Also da können wir ja dankbar sein, dass Du den Abend unfallfrei verbracht hast - ganz schön hefig was Du da schilderst. Mag schon sein, dass manche Menschen sich geschützt durch eine Karosse zum Supermacho aufspielen und den anderen zeigen wollen wo es lang geht. Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass sich manche Herren über sooo viel Stress beklagen und beim Autofahren dann jede Minute ein waghalsiges Manöver ausführen und sich selber Stress bereiten... Na vielleicht verstehen wir Frauen das nur nicht. LG Kuestensocke

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  11. Ich würde einfach nicht mehr bei ihm einsteigen, auch wenn das noch so ein guter Freund ist!
    Wenn Du Dich konsequent weigerst, wird ihm das - möglicher Weise - zu denken geben.

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  12. Ghost, einen schweren Unfall wünsche ich ihm nicht an den Hals. Außerdem hatte er den schon und hat nichts bewirkt.
    Alex, wenn du es dir aussuchen kannst, dann ist das sicher die beste Lösung. Kenne noch mehr solche Fahrkünstler.
    Mo, Diktiergerät - geniale Idee! Lecker Glas Wein kriegt er nicht, sonst fährt er betrunken auch noch.
    Jürgen, die gemächlichen Autofahrer sind mir die liebsten. Bin ja immer nur Beifahrerin, die gemächlichen Autofahrer machen am wenigsten Stress.
    Annette, hast du gut getan, ihm deine Meinung zu sagen. Solche kenne ich auch genug, die sich am Abend volllaufen lassen und dann voller Stolz verkünden, welche Schleichwege sie kennen, wo sie sicher nicht von der Polizei erwischt werden. Am Friedhof liegen auch einige Leute, die denen in die Quere gekommen sind. Alkohol ist bei diesem meinem Freund nicht im Spiel, der schafft das ganz ohne.
    Sica, mit diesem Typen bin ich seit Jahrzehnten befreundet, der Rückschluss auf seinen Charakter stimmt meiner Meinung nach nicht. Begonnen hat das ganze Dilemma vor ein paar Jahren, als ihm sein Bruder sein altes Auto geschenkt hat. Davor ist er immer mit dem Rad gefahren. Ich glaube, dass ihn der Straßenverkehr einfach überfordert. Er kann Situationen nicht schnell genug einschätzen. Dazu kommt sein Stolz darauf, jetzt motorisiert zu sein. Auch die Bequemlichkeit. Ich steige bei ihm ein, wenn er schon mit geöffneter Wagentür dasteht. Was nicht sehr oft vorkommt, das Risiko ist vermutlich immer noch geringer als bei jemandem, der täglich fährt.
    Regina, manche lassen sich ihr Statussymbol tatsächlich teuer kosten. Da gibt's auch diesen unanständigen Witz, je größer das Auto desto kleiner...
    Elena, ich hoffe immer noch darauf, dass er es einsieht, bevor es zu spät ist. Rede ihm auch ständig gut zu. Immerhin hat er inzwischen ein Fahrsicherheitstraining gemacht.
    Sabine, und ich bin erst froh!
    Kuestensocke, den Stress der Herren, so meine Beobachtung, machen sie sich sehr oft selbst. Aber was das betrifft, das ist nicht ein alleinig männliches Phänomen.
    Xamantao, ich habe mir das hin und wieder überlegt, oft tue ich es auch. Nach Hause bin ich zu Fuß gegangen. Aber tust du das wirklich, wenn er mit geöffneter Wagentüre dasteht und wartet?
    Liebe Grüße euch allen von Margot

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  13. Deinen Auto fahrenden Freund kann ich gut verstehen. Mir geht es manchmal genauso. In angespannten Situationen wird dann heftiger Dampf abgelassen. Ist sicherlich für den Mitfahrer nicht so angenehm. Aber es erleichtert. Finde ich besser, als wenn sich innerlich Ärger anstaut.
    Liebe Grüße
    Joachim

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  14. Hallo Margot.


    Das sind Probleme über die ich am Ende nur müde lächeln kann. Einmal habe ich seit fast 4 Jahren kein Auto mehr und zweitens war selbiges Fortbewegungsmittel schon immer nur Mittel zum Zweck. Mein letzter "Schlitten" war ein 2,5 Liter Torbo Diesel Passad Baujahr 2005. Also quasi Neu. Das absolute aber auch unmöglichste Fahrzeug von VW. Na ja fast. Würde ich mir immer wieder hollen. ;-) Ausser vernünftigen Kaffee kochen, konnte der fast alles. Der machte sogar selbstständig das Licht an oder aus wenn ich es bei Tunnelfahrten jeweils vergass. ;-) Es war ein reines Reisefahrzeug für "faule" und "bequeme" Vielfahrer. Aber ich habe mich dennoch nie zum Sklaven oder sonstiger Abhängigkeit verleiden lassen. Als ich hier in die Schweiz umzog, konnte ich den Leasingvertrag leider nicht umschreiben. Aber heute bereue ich es auch kein bisschen. Ehrlich. Ich fahre gerne Auto, aber genau so mit den hiesigen Öffentlichen, oder gar mit dem Rad. Macht genau so viel Spass. ;-)
    Dann wünsche ich dir noch einen angenehmen Wochenstart und eine wunderschöne Woche.

    LG nach Salzburg aus Thun von Rolf

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  15. Hallo Margot, ich habe auch so einen "schnellen " Freund in meiner Nähe. der Mann meiner Freundin. Er ist Reifenhändler und fährt einen großen großen LKW und seinen schnellen Audi - manchmal bei seinen Überholmanövern ..oje..ich sags dir. Da kriege ich sogenanntes "Muffensausen" -a ber wer weiß wenn ich so ein super schnelles Auto häte...was dann wäre....mein Diesel lässt da nix ver-rücktes zu..lach lg Manuela

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  16. Joachim, ich sag's dir gleich: Mit dir fahre ich nicht mit!
    Rolf, schön, dass du wieder da bist. Alles in Ordnung? Mit dem Autofahren, das ist ja für mich auch eher so eine "Geheimwissenschaft". Habe zwar vor ewigen Zeiten den Führerschein gemacht, aber eigentlich war mir das Fahren dann immer viel zu viel Stress. In der Stadt brauche ich auch wirklich kein Auto, die Busverbindungen sind gut, und wenn ich einmal das dringende Bedürfnis verspüre, in so einer Karosse zu sitzen, dann fahre ich mit dem Taxi. Meistens Mercedes, hehe.
    Manuela, irgendwie habe ich da so ein Bild von dir in Erinnerung, so eines mit einem Sportwagen, so ganz unempfänglich bist du für diese Reize glaube ich nicht. Aber in Deutschland darf man ja glaube ich auch ganz offiziell auf der Autobahn dahinglühen, so schnell man mag. Bei uns Tempo 130, alles was schneller geht, bringt einem ein Strafmandat. Wenn man Pech hat.
    Liebe Grüße euch allen von Margot

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Ich freue mich, dass ihr bis hierher gelesen habt und freue mich noch mehr, wenn ihr eure Meinung dazu sagt.