Freitag, 29. Mai 2009

Ganz und gar unspektakulär


Kurz zur Illustration, wie es hier gerade aussieht. Das Pfingstwochenende soll kalt und verregnet werden, Schneefall bis kanpp über 1000 m herab.
Wenn es so kalt ist, dann fahren die Salzburger gerne mit dem Auto. Allerdings ist entweder Salzburg zu klein für diese Menge an Autos, die dann unterwegs ist, oder es gibt zu viele Autos für die vorhandenen Straßen in Salzburg, eins von beiden. Mit anderen Worten, die ganze Stadt ist verstopft, alle stehen im Stau. Auch ich als Busfahrerin. Was mir auffällt: Es wird immer ärger. Früher einmal stand man eben stadteinwärts im Stau, aber mittlerweile steht man auch stadtauswärts im Stau.
Da ich am Stadtrand wohne, habe ich jeden Tag etliche Kilometer zurückzulegen. Ich sitze also im Bus, schaue beim Fenster hinaus oder unterhalte mich mit irgendwelchen Leuten, die ich gerade treffe, während draußen ein Hupkonzert stattfindet. Aus irgendeinem Grund meinen die da draußen immer, es geht schneller, wenn sie hupen. Grundsätzlich stört mich so ein Stau nicht sehr, ich sitze bequem, und wenn ich am Ziel angekommen bin, dann bin ich eben angekommen.
Gestern war wieder so ein Tag, da ging es nur im Schritttempo voran. Da hat man reichlich Zeit zum Schauen. Und da stand am Straßenrand ein junges Pärchen, eng beieinander, er strich ihr mit einer zärtlichen Geste übers Haar. Beim Näherkommen konnte ich erkennen, dass sie in Tränen aufgelöst war. Genau daneben blieb der Bus stehen. Öffentliche Traurigkeit. Den Grund dafür werde ich nie erfahren, vermutlich war es ihr auch gar nicht recht, dass alle Welt sie so betrachten konnte, aber es war schon zu spät. Ich hatte ihr ihre Traurigkeit schon weggeschaut und war plötzlich auch seltsam melancholisch.
Wieder ein Stück weiter steht ein Kreuz am Straßenrand. Ein leidender Christus mit schmerzverzerrtem Gesicht hängt da. Jedes Mal, wenn ich daran vorbeifahre, steht zu seinen Füßen eine Vase mit frischen Blumen. Ob das Kreuz zur Erinnerung an einen Verunglückten dort steht, oder ob es ein Ort der Andacht für jemanden ist, kann ich euch auch nicht sagen. Aber die Blumen sind mir schon oft aufgefallen, und ich habe mich auch schon oft gefragt, wer sich da so gewissenhaft darum kümmert. Gestern habe ich sie gesehen, eine rundliche alte Frau mit schiefen Beinen, einer geblümten Schürze und einem Kopftuch auf dem Kopf. Sie stand gebückt vor dem Kreuz und steckte einen frischen Blumenstrauß in die Vase. Ein Lächeln hatte sie im Gesicht. Da war meine Melancholie ganz plötzlich wieder verflogen.
Und das war meine unspektakuläre Geschichte für heute.

7 Kommentare:

  1. die war nicht unspektakulär. Die war voller Rührung und einfach nur lesenswert. Das sind alles dinge, auf die man sonst so gar nicht achtet.

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  2. Liebe Margot,
    du nimmst die Unbilden des Busfahrens im Stau aber sehr gelassen und gewinnst ihnen auch noch was Positives ab, wenn du Beobachtungen dabei machst. Ich benutze sehr, sehr selten öffentliche Verkehrsmittel, ärgere mich dann meist auch noch aus dem einen oder anderen Grund, was meine Abneigung noch verstärkt. Aber ich gehöre auch nicht zu den Leuten, die hupen ;-)!

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  3. Eine interssante Geschichte, die mein Herz berührte, weil sie vom wahren, alltäglichen Leben "einfacher" Menschen berichtet und an eigene Erlebnisse erinnert.LG Iris

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  4. Wann hat man schon mal die Gelegenheit auf solche Dinge des Lebens zu achten. Könnte dich direckt ein wenig beneiden. Bei uns soll Pfingsten schönes Wetter werden. Sonne satt und 20 Grad. Komm doch an die Nordsee :-))) LG Volker

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  5. Guten Morgen, ihr Lieben!
    Ja, Busfahren finde ich sehr angenehm, auch deshalb, weil ich mich nicht auf den Straßenverkehr konzentrieren muss, sondern Zeit habe, mich umzuschauen, mir die Leute genauer anzuschauen oder mit der Nachbarin zu plaudern, die zufällig im gleichen Bus sitzt. Der öffentliche Verkehr ist hier relativ gut ausgebaut, man ist damit sehr schnell unterwegs - falls man nicht im Stau steht. Allerdings bin ich auch sehr selten zu den Stoßzeiten unterwegs.
    Liebe Grüße euch allen!

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  6. Das war eine schöne Geschichte aus dem Leben. Ich habe das total gern gelesen.Hier ist vielleicht ödes Wetter. Werde mir mal was ausdenken, da hilft nur schreiben...schreiben..schreiben...bügeln...bügeln..bügeln...lach Manuela

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  7. Manuela, ich werde das gleich kontrollieren kommen, ob du mehr geschrieben oder mehr gebügelt hast! Liebe Grüße!

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Ich freue mich, dass ihr bis hierher gelesen habt und freue mich noch mehr, wenn ihr eure Meinung dazu sagt.